Der spanische Humor und der Charme des Unperfekten

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Deligel – Eine Prise Hausgemachtes
Das im 1985 gegründete Familienunternehmen Deligel der beiden Brüder Saurí Ros im Norden von Valencia haben sich zum Ziel gesetzt, hohe Qualität und Innovation im Vertrieb von Tiefkühlprodukten – wie Fisch, Meeresfrüchte, Fleisch, Gemüse und andere Lebensmittelspezialitäten – als Firmenphilosophie umzusetzen. Aus Leidenschaft. Auf dem Lieferwagen sind die Köpfe der beiden Söhne abgebildet. Die visuelle Aussage ist stark: Nur das Beste für mein Kind. Ein Qualitätssiegel, das nicht zu übertreffen ist. Ich mag diese authentische Ästhetik & Theatralik der Grafik.

 

La Estrella
La Estrella (Der Stern): Ein klassisches, altes Kaffee, mit gutlaufender Confiserie und Bäckerei, in einem ursprünglichen spanischen Wohnquartier. Die Schaufensterdekoration – aus Styropor geschnitten – stammt aus einer andern Epoche.

 

Prohibido jugar a la pelota
Die «Lärmverschmutzung» ist ein grosses Problem in den spanischen Grossstädten. Hier findet das Leben draussen statt, immer in Gruppen, mit Zigaretten und Drinks, ausgelassen bis in die frühen Stunden. Raufende und jagende Kids. Unterdessen gibt es immer mehr autofreie Zonen und das Problem nimmt zu. Zuerst wird ein trockenes Verbotsschild angebracht mit dem Text und Icon: «Prohibido jugar a la pelota» (Fussballspielen verboten).

«Pelota» hat eine Mehrfachbedeutung und Assoziation im Spanischen: Hier wird zusätzlich auf das sehr beliebte Rückschlagspiel «Pelota» –baskischen Ursprungs – Bezug genommen. In Valencia wird die Variante mit zwei Zweierteams praktiziert: Abwechselnd ein Ball mit der blossen Hand gegen die Wand schlagen. Pelota (a Mano) ist heute in Nordspanien die verbreitetste und populärste Spielart. Das Spielfeld heisst Frontón. Es geht also auch darum, dass nicht immer an die Hausfassaden «geballert» wird. In der grafischen Intervention der angebrachten Collage-Figuren, wird das ganze «Verbot» nochmals um eine Dimension erweitert: Der Polizist als Kröte, der eine Busse verteilt, und der «Missetäter mit narzisstischem Hahnenkopf», ohne Unterwäsche, mit seinen «baumelnden Hoden» – «Pelotas» – und an den Händen die Pelota-Handschuhe. Unmissverständlich, aber witzig und visuell sehr schön: Es erfolgt eine Anzeige bei Ballspielen!

 

Casablanca – Beer & Grill
In unmittelbarer Strandnähe, inmitten der Strandpromenade, über dem einzigen Supermarkt mit Zufahrtsstrasse liegt die Rooftop-Bar-Casablanca (Weisses Haus). Luftig und windgeschützt. Eine Hochfrequenzlage. Die Fassadenbeschriftung als autodidaktisches Malhandwerk: Casablanca wurde in Eigenregie vom Barbesitzer mit Textzusatz – Beer & Grill – erweitert. Knapp im Hochformat reingepasst, knapp lesbar. Mit Logovorlagen wird nicht zimperlich umgegangen. Auf der Banderole wird in der freien Anwendung die Bildmarke stark vergrössert und der Schriftzug gequetscht, mit Zusatz Beer & Grill. Auf einem weiteren Schild Beer & Grill nochmals anders herausgehoben, leicht abblätternd vom rauen Meerklima. Die dreimaligen typografischen Ausprägungen von Beer & Grill sind bezaubernd. Der Drang des Machens ist gross und es muss schnell gehen. Der Motor muss schliesslich brummen. Nun verstehen auch die deutschen und holländischen Touristen, was hier im Kern angeboten wird.

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