Der grosse gotische Palazzo ist abgewetzt. Geheimnisvolle Räume. Jedes Stockwerk besitzt wunderschöne Raumwelten, alle unterschiedlich inszeniert, der Innenraum wird zum Gesamtkunstwerk. Es ist eine Reise von Kontinent zu Kontinent und ein Eintauchen in Kulturen: Ein Panorama, das zeigt, wie sich Intuition, Träume, Telepathie, Fantasie, Meditation, kreative Kraft, Hypnose und Inspiration in verschiedenen Epochen der Kunst ausdrückt. Installation: Pierre Alechinsky etc. / Installation: Cow-boat, De Kooning, Roberto Matta, Mark Tobey, Julien Beck. (Fotos ©JPGabriel)
Überwältigende Atmosphäre & Kunstwerke
Im Erdgeschoss beginnt die Ausstellung mit Installationen aus Klang, Eis, Rauch und prähistorischen Menhiren in fast schwarzen Räumen. Ein Spiel zwischen Dunkel und Mystik. Lichtakzente tauchen im Dunkel auf: Das Auge schmiegt sich an die Dunkelheit und erkennt im schwachen Licht Kunstwerke. Das Ganze wird mit einer wundervollen Interieurausstattung verbunden: Stoffbahnen, Möbel, gemalte Original-Wandtapeten, die sich wölben und abblättern, zerschlissene Originalvorhänge, Kunstgegenstände aus den Hochkulturen, wie Masken aus Afrika. Auch «geliebte, persönliche Schätze», anmutend wie von einem Bewohner über die Jahre zusammengetragen. Ausgestopfte Tiere, Gegenstände aus der Handwerkskunst, antike Hausratgegenstände und Werkzeuge, ein verlassenes Malatelier mit Architekturmodellen und Opernbühnenbildermaquetten oder persönliche Andenken runden ab. Es ist wie ein intimer Besuch von sehr interessanten Menschen eines bewohnten Palazzos. Ich verweile. Wohltuend entschleunigt. Es gibt Räume mit Videokunst, wie der von Barbara Hammer mit «Sanctus», Besucher sinken in Sessel und geben sich dem Bilder- und Musikrausch hin. Von Stockwerk zu Stockwerk öffnet sich eine neue Welt, immer faszinierend. Im Nu sind 4 Stunden vorüber, der Palazzo schliesst.
Stelen und Menhire. / Kurt Ralske und Ann Veronica Janssens | Wabi Pavilion: Otto Piene. Sadaharu Horio. / Ausstellungsansicht (Foto © Francisco Carrascosa) | Installation: «Automatic writing», Gunther Uecker, Mario Deluigi, Henri Michaux, Gilles Joseph Wolman (Foto ©JPGabriel)
Anregende Gegenüberstellungen
«Intuition» startet mit Totems, Schamanismus und Ikonografie der Frühgeschichte, als sich die Menschen mit Himmel und Erde auseinandersetzten. Über all die Räume sind Arbeiten verstreut und gegenübergestellt von Künstlern aus verschiedenen Epochen, wie zufällig gewachsen über Jahre. Eine Auswahl: Moderne Werke von Wassily Kandinsky, Paul Klee, Hilma af Klint, Kazuo Shiraga, Pierre Alechinsky, Günther Uecker, Lucio Fontana, Mario Deluigi und Joseph Beuys; von Surrealisten wie André Breton, André Masson, Paul Eluard, Remedios Varo und Victor Brauner, oder Raoul Ubac, Man Ray, Henry Michaux, Oscar Dominguez oder Joan Miró. Zeitgenössische Künstler wie Robert Morris, William Anastasi, Isa Genzken, Renato Leotta, Susan Morris, Marina Abramovic, Chung Chang-Sup, Ann Veronica Janssens und Anish Kapoor. Einige zeitgenössische Künstler wie Kimsooja, Alberto Garutti, Kurt Ralske, Bruna Esposito und Nicola Martini haben spezifische Installationen geschaffen für den Ort. → Liste von allen Künstlern
Film © Gilles Delmas/Damien Jalet, «The Ferryman», 2016, 70′:
Film zwischen Dokumentation und Fiktion (Musikkompositionen Ryuchi Sakamoto): Eine faszinierende Reise zu den Grenzen der Welt, Erkundungen der Allbeseeltheit der Natur und ihrer religiösen Rituale und Ausdrucksformen wie Tanz, Skulpturen, die Suche nach deren heutiger Relevanz.
Informationen zur Ausstellung: Axel Vervoordt steckt hinter dieser Ausstellung: Er ist belgischer Sammler, Kurator, Kunsthändler, Interieurdesigner. Daniela Ferretti ist Direktorin des Palazzo Fortuny. Kuratiert von Daniela Ferretti and Axel Vervoordt. Co-Kuratiert von Dario Dalla Lana, Davide Daninos und Anne-Sophie Dusselier. «Intuition», 13. Mai bis 26. November 2017, Palazzo Fortuny, Venezia. → intuition.art
Share this Post