«Loving Vincent» – ein cinematographisches Juwel

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Fantoche 2017 – meine Darlings #1:

«Loving Vincent», Animationsfilm von Dorota Kobiela und Hugh Welchman, 95′, GB/PL
Ein Film gemalt im Stil van Goghs schafft ein neues Kinoseherlebnis. Der Film beginnt mit dem mysteriösen Tod Vincent van Goghs im Jahr 1891 in Auvers-sur-Oise in der Auberge Ravoux und ist als Krimi angelegt. Ein dokumentarisches Porträt, basierend auf 800 Briefen und seinen Original-Werken, gewürzt mit Fiktion. Ein Briefträger beauftragt seinen Sohn Armand, einen Brief von Vincent an seinen Bruder Theo persönlich zu überbringen. Anfänglich mit Widerwillen und danach mit Begeisterung taucht Armand in die Welt von Vincent ein. Er interviewt Porträtierte und rekonstruiert so das letzte Lebensjahr von Vincent und seinen Todestag. Unstimmigkeiten summieren sich. Es ist eine Hommage an einen Künstler, der auf alles verzichtet, um malen zu können. Eigenwillig und einsam, in äusserst prekären Lebensumständen. Er wird von vielen als Verrückter abgestempelt. Der Aufstieg eines Genies und neuen Sterns am Kunsthimmel der modernen Malerei zeichnet sich ab. Ohne Ausbildung, als Autodidakt, beginnt Vincent mit 27 Jahren zu malen und schafft während 8 Jahren rund 800 Ölbilder bis zu seinem Todestag. Wilde Schönheit entsteht. Alles wird aufgerollt und das Geheimnis gelüftet, wie es zur tödlichen Kugel in Vincent van Goghs Bauch kam. Selbstmord, Mord, …?

Video: © «Loving Vicent», 95′, E/d/f, 2016, GB/PL, Dorota Kobiela, Hugh Welchman

Video: © «Making-Of: Loving Vincent», Maler und Malerinnen O-Ton:, by Dorota Kobiela, Hugh Welchman
«Wir können nur durch unsere Bilder sprechen.» Vincent van Gogh

Van Goghs dicke Pinselstriche tanzen in 3D – 65’000 handgemalte Ölbilder
«Wir können nur durch unsere Bilder sprechen.» Dieses Zitat aus einem Brief von Vincent hat die polnische Regisseurin und Malerin Dorota Kobiela zum Film inspiriert, sie hat alle Briefe und sein Werk während einer persönlichen Krise studiert. Zusammen mit dem britischen Produzenten Hugh Welchman führt sie Regie. Der Film beeindruckt durch die Machart, wenn dicke Pinselstriche im Originalstil von Vincent zu hüpfen beginnen. Umwerfend. Insgesamt 65’000 Einzelbilder – alles handgemalte Ölbilder auf Leinwand – geschaffen von 125 Malern über ganz Europa verteilt. Die Kunstmaler malten die Live-Aufnahmen mittels Rotoskopie à la façon de van Gogh. Die Schauspieler wurden vor einem Greenscreen gefilmt. In Anlehnung an die Originalwerke von Vincent van Gogh wurden 377 Grundbilder geschaffen, um ein einheitliches Gesamtbild zu erreichen: Sie sorgen für diese aussergewöhnliche Ästhetik im Film und treffen Vincents künstlerische Einzigartigkeit lebendig originell. Herausfordernd, die Jahres- und Tageszeiten. In einem aufwändigen Digitalisierungsverfahren gelingt es eindrücklich, das Farbklima und die Lichtverhältnisse über alle Bilder abzustimmen. Das Unperfekte ist spürbar, es macht den Charme aus, dass die individuellen Malstile & Pinselstriche sichtbar sind. Es gibt viele Glanzlichter: Vincents grosse Bilder erwachen zum Leben. Für mich als Betrachterin eine aussergewöhnliche und neue Kinofilmerfahrung. Die fetten Pinselstriche, das Licht und die Farben betören. Mich persönlich hat die zu starke 1:1 Anlegung der Live-Aufnahmen gestört und zugleich wäre dieses Projekt nicht anders zu schaffen gewesen.

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Enormer Effort – Relationsgrössen
Damit die Animation fliessend wirkt, braucht es pro Sekunde 12 handgemalte Einzelbilder (Frames). Ein Einzelbild bedarf einer Stunde bis 2 Tage Ölmalarbeit. Um eine handgezeichnete Filmsekunde herzustellen, braucht ein Maler einen Monat. 65’000 Ölbilder decken die Fläche von London und Manhattan Island ab.

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Filmstart in der Schweiz: Westschweiz: 11.10.2017, Deutschschweiz: 28.12.2017

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